Wie bewältigt ein Schriftsteller seine persönlichen Probleme?
Kurz gesagt: In dem er schreibt!
Und tatsächlich ist es so.
Mal mehr, mal weniger fließt sein Leben, seine Psyche, seine Empfindungen, sein gesamtes Innere aus ihm heraus und manifestiert sich in Gedanken, Worten und Buchstaben in seinen Gedichten, Briefen und Geschichten.
Ein Autor - gleich welchen Genres - ist sein bester Psychoanalytiker. Bevor er einen Text veröffentlicht, hat er jeden Gedanken, bevor es sich zum Wort formt, zigmal hin und her gedreht, überdacht, verworfen, wieder hervor geholt, erneut gestrichen und ersetzt so lange, bis es in die Reihe der anderen Wörter in seinem Denkprozess eingegliedert werden kann.
Und während er in Gedanken die formulierten Wörter bejaht, verneint, dann doch akzeptiert um sie danach wieder zu verwerfen, ordnet sich in seinem Hinterkopf das Timbuktu von Gedanken, Worten, Empfindungen und Eindrücken aus innerem und äußerem Erleben zu einem Ganzen. Und aus der Qual wird jetzt die Wahl: Das ist es, so kann es stehen. Das nehme ich. Das ist Fakt. So versteht es der Leser.
Bei dieser geistigen Arbeit ist das Innere des Autors aufgewühlt wie die Nordsee bei einem Orkan. Dabei wird gehörig geistiger Unrat aus den Tiefen der Seele nach oben gespült. Bildlich gesehen, mischen die Killerwellen sein ganzes inneres Leben auf.
Doch diese Arbeit seiner Psyche läuft unbemerkt von ihm ab. Der Autor denkt vordergründig an seine Arbeit: wie erstelle ich den Text, sozusagen vom Gedanken zum Wort? Im Hintergrund seines Denkens aber arbeitet der Geist, die Psyche, der innere Mensch an der Bewältigung seines gesamten gelebten Lebens.
Es ist nicht möglich
alles in Worte zu Fassen.
Schon gar nicht das Unsagbare.
© Werner Leder
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